Wir danken dir, Gott (Kanten BWV 29, 119, 120)
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Die neueste Bach-CD von Philippe Herrewghe und seinem Collegium Vocale widmet sich einer ganz besonders prachtvollen Gruppe aus dem Kantatenschaffen: Zum alljährlichen Gottesdienst anlässlich des Ende August stattfindenden Ratswechsels in Leipzig komponierte Bach stets eine äußerst aufwendige Kirchenmusik, denn die Obrigkeiten galt es als von Gott selbst eingesetzte irdische Stellvertreter zu würdigen — keine unterwürfige Lobhudelei übrigens, beschreiben doch theologische Schriften der Barockzeit auch ganz dezidiert die Pflichten der Oberen gegenüber dem Volk.
Herrewghe wählte für die vorliegende CD drei solcher Ratswechsel-Kantaten aus. Allen ist die stattliche Orchesterbesetzung mit drei bzw. vier Trompeten sowie Pauken, Holzbläsern und Streichern gemeinsam. Das chronologisch erste der drei Werke, BWV 119 “Preise, Jerusalem, den Herrn”, komponiert zum 30. August 1723, beginnt mit einer französischen Ouvertüre, ähnlich wie die Kantate BWV 61 zum ersten Advent: Hier markiert die Ouvertüre den Beginn des Kirchenjahres, dort den der einjährigen Amtsfrist des Rats. Außerdem steht die Ouvertüre seit je her für die Ankunft des Herrschers: Zwei weitere Beispiele für die Parallelität weltlicher und geistlicher Herrschaft in der Sichtweise des Barock.
Ein weiteres Glanzstück unter den auf dieser CD versammelten Sätzen ist die einleitende Sinfonia zur 1731 entstandenen Kantate BWV 29 “Wir danken Dir, Gott, wir danken Dir”: Bach arbeitete das Preludio aus der Partita für Violine Solo in E-Dur zu einem Orchestersatz mit obligater Orgel um. Den virtuosen Solopart hat er wahrscheinlich selbst gespielt, vor allem bei der belegten Wiederaufführung im Jahre 1749 nach glücklich überstandener Krankheit, während der man bereits heimlich einen Nachfolger zum Probespiel geladen hatte.
Unerwähnt bleiben müssen die vielen anderen herrlichen Sätze dieser Kantaten, sie seien dem Hörer zur Entdeckung überlassen. Die kompetente Ausführung der Stücke durch den mittlerweile zu einem der führenden Bach-Profis avancierten Philippe Herreweghe und seine hervorragenden Musiker ermöglicht nahezu ungetrübten Hörgenuss. Unter den Gesangssolisten seien besonders die Frauen lobend erwähnt: Deborah York bezaubert mit einer wunderbar wohlklingenden, flexiblen Sopranstimme von teilweise etwas gaumiger Färbung. Die bewährte Altistin Ingeborg Danz meistert ihre schwierigen, koloraturreichen Arien mit Bravour. Der Tenor Mark Padmore ist manchmal eingeschränkt durch seine leicht flackernde Stimmgebung, aber auch in seinen Stücken gibt es viele schöne Passagen. Peter Kooy, der diesmal nur Rezitative zu singen hat, bleibt zwangsläufig unterrepräsentiert.
–Michael Wersin
Specification: Wir danken dir, Gott (Kanten BWV 29, 119, 120)
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