Das raue Island scheint eine geheimnisvolle Wiege der Kreativität zu sein und gerade in jüngerer Zeit bereichern zahlreiche isländische Künstler die musikalische Landschaft. Mit dem Pianisten Vikingur Ólafsson, der von Deutsche Grammophon jüngst als Exklusivkünstler unter Vertrag genommen wurde, erobert nun ein pianistisches Ausnahmetalent die internationalen Bühnen. In seinem Spiel fasziniert Ólafsson mit kristalliner Anschlagskultur, feinsinniger Interpretationsgabe und emotionaler Ausdruckskraft, darüber hinaus steht der Musiker für innovative Musikprojekte und außergewöhnliche Programmkonzepte. Am 27. Januar 2017 erscheint das erste Album von Vikingur Ólafsson bei Deutsche Grammophon. Unter dem Titel Philip Glass: Piano Works widmet sich der Pianist darauf den Klavieretüden von Glass, deren flirrend filigrane Tonsprache eine soghafte Wirkung entfaltet. Ergänzt werden die Etüden durch Reworks von Werken Glass‘ durch Christian Badzura. Das Ergebnis ist eine aufregende und atmosphärisch dichte Hommage an den Meister der Minimal Music, der im Januar 2017 seinen 80. Geburtstag feiert.
Vikingur Ólafsson stand im Vorfeld der Aufnahme, die im Oktober 2016 im Harpa Konzerthaus in Reykjavik gemacht wurde, in engem Kontakt mit Philip Glass. Hierbei hat er es als besondere Chance erlebt, sich mit den Werken eines lebenden Komponisten auseinanderzusetzen und sich direkt mit dem Schöpfer der Stücke austauschen zu können: „Mit Philip Glass einen der Pioniergeister der Kunst zu treffen und mit ihm arbeiten zu können, ist eine seltene und kostbare Möglichkeit für mich gewesen, für die ich sehr dankbar bin. Die Musik von Philip Glass für ihn und mit ihm zu spielen, hat mir vor Augen geführt, dass Musik immer lebendig ist – kein totes Monument, sondern ein lebendiges, sich ständig veränderndes Umfeld, ein ganzer Wald überreich an Empfindungen, Farben, Gerüchen und Klängen.“ Diesen überbordenden Sinnesrausch erweckt Ólafsson in seinem Spiel eindrucksvoll zum Leben. Hochintelligent und gleichermaßen sensibel durchdringt der 32-Jährge die unterschiedlichen Gefühlsmomente und Klangschichtungen der Klavieretüden und zeigt sich dabei als feinsinniger Klanggestalter und brillanter Virtuose. Vikingur Ólafsson nähert sich den mal meditativen, mal aufwühlenden Kompositionen von Glass mit eindringlicher Ernsthaftigkeit und einer innigen Wärme im Ton und erschließt den Zuhörern damit ganz neue Dimensionen des musikalischen Erlebens.
Ólafsson selbst beschreibt die Etüden als musikalische Meditation über Zeit und Raum. „Ich denke, die Empfindung einer Art Wiedergeburt ist zentral, um die Etüden zu verstehen. Oberflächlich betrachtet scheinen sie voller Wiederholungen zu sein. Aber je mehr man sie spielt und über sie nachdenkt, desto mehr scheinen sich ihre Narrative gleich einer Spirale vorwärts zu drehen. Solange sich die Zeit weiter vorwärts bewegt, hören wir nie zweimal die gleiche Musik, selbst wenn die Klangfolgen auf dem Papier gleich aussehen“, so Ólafsson.
Vikingur Ólafsson, der 1984 in Island geboren wurde, ist in seiner Heimat längt eine feste musikalische Größe und wurde bereits viermal zum „Musiker des Jahres“ gewählt. 2008 machte der Pianist sein Examen an der Juilliard School, wo er bei Robert McDonald studiert hatte. Seither ist er als Konzertpianist ebenso aktiv wie als Kammermusiker und arbeitet regelmäßig mit renommierten Künstlern zusammen, unter anderem mit dem Dirigenten Vladimir Ashkenazy, Rafael Payare und mit Björk. Darüber hinaus leitet er als künstlerischer Leiter das von ihm gegründete Kammermusik-Festival Reykjavik Midsummer Music und seit vergangenem Jahr das Vinterfest in Schweden.
Das neue Album Philip Glass: Piano Works reiht sich für Vikingur Ólafsson ein in eine Vielzahl kreativer Projekte und ist ein vielversprechender Start seiner Zusammenarbeit mit Deutsche Grammophon. „Musik ist ein Ort, der so real ist wie jeder andere Ort, an dem du schon einmal gewesen bist“, hat Philip Glass einmal gesagt. Mit seiner eigenen Musik ist es ihm gelungen, Raum und Zeit aus den Angeln zu heben und neue Dimensionen erfahrbar zu machen. Kaum jemand hätte dies intensiver umsetzen können als Vikingur Ólafsson, der feinsinnige Tastenpoet aus dem Norden.
Specification: Philip Glass: Piano Works
|