Jazz Suiten Nr.1+2

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Der Dirigent Dmitry Yablonsky und das Staatliche Russische Sinfonieorchester präsentieren auf dieser Aufnahme mit Seltenheitswert eine wenig bekannte, aber keineswegs uninteressante Seite des eher für seine Sinfonien, Konzerte und Streichquartette bekannten Dmitri Schostakowitsch. Dessen Beschäftigung mit zeitgenössischer Unterhaltungsmusik ergab sich zufällig anlässlich einer Wette, die der 22-jährige Schostakowitsch 1926 mit dem Dirigenten Nikolai Malko eingegangen war: Er sollte innerhalb von einer Stunde das damals sehr populäre Stück “Tea For Two” von Vincent Youman aus dem Musical No, No, Nanette für Orchester arrangieren. Das Resultat war der “Tahiti Trott”, op. 16, der ebenfalls auf dieser Aufnahme enthalten ist. Für sein Arrangement brauchte Schostakowitsch angeblich nur 40 Minuten!

Angeregt durch einen Musikwettbewerb schrieb Schostakowitsch 1934 seine Jazz-Suite Nr. 1, deren Intention unter anderem darin lag, den Jazz auf ein ernst zu nehmendes musikalisches Niveau zu heben. Dieses gelang Schostakowitsch auf eindrucksvolle Weise, indem er die Klangfarben von Blues und Jazz mit der europäischen Musiktradition verband. Das Ergebnis waren drei sich gegenseitig kontrastierende Sätze, bei denen zu der herkömmlichen Orchesterbesetzung noch die für Jazzbands typischen Instrumente wie Gitarre oder Saxofon hinzukamen. Eine zweite Jazz-Suite entstand 1938, jedoch ging die Partitur während des Zweiten Weltkrieges verloren. Das auf dieser Aufnahme enthaltene gleichnamige Stück basiert auf einer anhand eines Klavierauszugs rekonstruierten Fassung des Briten Gerald McBurney aus dem Jahr 2000, zu der seither weitere Sätze hinzugekommen sind. Hier handelt es sich eher um Unterhaltungs- oder Bühnenmusik als um Jazz im strengen Sinne, nichtsdestoweniger ist es hörenswert, zumal es die leichte, aber keineswegs unkünstlerische Seite im Musikschaffen Schostakowitschs präsentiert. Kinogängern wird besonders der Walzer Nr. 2 aus dieser Suite bekannt vorkommen — Stanley Kubrick setzte ihn als Filmmusik in seinem Spätwerk Eyes Wide Shut ein.

Ebenfalls hörenswert und, wenn man so will, “konventioneller” Schostakowitsch ist die Suite “Der Bolzen”, op. 27a, die diese Aufnahme eröffnet. Diese Suite ist ein 1933 geschriebener Extrakt aus dem gleichnamigen dreiaktigen Ballett, das Schostakowitsch 1930 komponiert hatte: Es stellte im Prinzip ein kommunistisches Propagandastück dar, in dem es um Sabotage in einem sowjetischen Industriebetrieb ging. Die Suite überzeugt jedoch vollauf durch die kunstvolle Integration von Zitaten und Parodien, ihre Stimmungswechsel und ihren mitreißenden Schwung. Dmitry Yablonsky und das Staatliche Russische Sinfonieorchester gestalten dieses Stück wie auch die anderen Werke sehr spannend, mit differenzierter Dramatik und dem nötigen Biss. –Albrecht Volk

Specification: Jazz Suiten Nr.1+2

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